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“Seine Rückenmuskulatur ist schwach”

“Ich will mehr Rückenmuskulatur aufbauen”

Viele dieser Aussagen höre ich in vielen meiner Mails und Anfragen, was mich dazu bewogen hat, euch einen Artikel zu schreiben, der euch die Rückenmuskeln des Hundes näher bringen soll.

Generell lässt sich die Rückenmuskulatur ganz grob in zwei Kategorien teilen.

  1. die sichtbare/tastbare Rückenmuskulatur für die “grobe” Beweglichkeit. Darunter fallen in erster Linie folgende Muskeln:
  • Der lange Rückenstrecker (M. longissimus) mit seinen jeweiligen Anteilen im Kopf-, Hals- Brust- und Lendenwirbelsäulenbereich
  • Der M. Iliocostalis, ebenfalls mit seinen Anteilen im Brust- und Lendenbereich
  • Der M. spinalis/Semispinalis mit Anteilen in Hals- und Brustbereich

Diese Muskeln können willentlich angespannt werden und der Hund kann sie aktiv bewegen, um verschiedenste Bewegungen auszuführen. Für längere Haltearbeit sind sie eher nicht gemacht und ermüden relativ schnell im Vergleich zur zweiten Muskelgruppe.

  1. Die tiefe, kurze und kleine Rückenmuskulatur

Diese besteht aus vielen kleinen Muskeln, die zwischen den Wirbelgelenken, zwischen den Dornfortsätzen, den Querfortsätzen über je einen oder 2-5 Wirbelzwischenräume hin- und herziehen und nicht willentlich angesteuert werden können. Sie verlaufen in verschiedensten Richtungen und können sehr fein und exakt arbeiten, drehen, halten und stabilisieren. Sie sind der eigentlich wichtige Anteil der Rückenmuskulatur. (auf den Bildern sind nicht alle dieser Muskeln dargestellt!)

Durch ihre reflektorische Ansteuerung reagieren sie extrem schnell und schützen effektiver vor Verletzungen als die erste Gruppe. Ein Rückenproblem bei Mensch und Hund ist oftmals auf Schwächen in diesem System zurückzuführen.

Generell läßt sich aber sagen, dass Rückenprobleme viele Ursachen haben können und nicht simpel auf eine schwache Muskulatur zurückzuführen sind. Einige Beispiele für Ursachen können sein: (alle diese Ursachen nenne ich als Osteopath, diese sind nur durch osteopathische Techniken zu diagnostizieren und nur selten “meßbar” im klassisch medizinischen Bereich!)

  • Schwäche im Blasen/Nieren Sektor
  • Probleme im Bereich Uterus/Eierstock/Prostata/Hoden (Kastrationsnarben!!!!)
  • Probleme, die den M. Iliopsoas schwächen, und darunter fallen sehr sehr viele Probleme 😉 (Verdauung, Leber, Galle, Pankreas, Zwerchfellblockaden, Fortpflanzung, Magen, etc.)
  • Hüftprobleme
  • Knieprobleme

Generell hilft aber neben paralleler Behandlung durch erfahrene Therapeuten eine Stabilisierung und Stärkung der Muskulatur fast immer, Beschwerden zu lindern.

Somit ist der Gedanke “ich will die Muskulatur stärken” immer gut!

Ich würde aber neben einer Stabilisierung der unwillkürlichen, kleinen Muskeln immer auch ein Training der weiteren Rumpf- und Bauchmuskeln empfehlen.

Beispiele für das Training der kleinen und wichtigen Muskeln sind diverse Übungen, bei denen der Hund das Gleichgewicht halten muss. Dazu zählen vor allem Übungen auf Balance Tools, zum Beispiel Gleichgewichtsverlagerung stehend auf Balance Tools ausreichender Größe und Instabilität. Das reine Stehen darauf ist zwar nett, aber meiner Meinung nach eher für einen gesunden Hund zu ineffektiv. Einige Ideen: (bei allen steht der Hund vorn und hinten auf Balance Tools)

  • den Kopf stehend nach rechts oder links bewegen
  • sich drehen auf der Erdnuss
  • Pfoten geben stehend auf den Tools
  • Diagonale Beinpaare anheben auf den Tools
  • Sitz-Steh-Platz Wechsel auf den Tools
  • Kickbacks, Planks, rückwärts hochziehen auf den Tools als Kombi Übungen für den gesamten Rumpf
  • Verbeugen auf den Tools
  • Seitliche Hüpfbewegungen zwischen verschiedenen Tools
  • mit oder ohne Balance Tools: seitliche Beinpaare anheben
hinten auf der kleinen Peanut, vorne auf einem Balance Kissen

Wir Menschen können noch viele andere efffektive Übungen absolvieren, die für unsere Hunde schwer machbar sind, aber der Fantasie sind ja keine Grenzen gesetzt 😉

Tastbar oder sichtbar wird der Erfolg meist jedoch nicht bei eurem Hund oder euch 😉 Sichtbar wachsen eher die “oberflächlichen” Rückenmuskeln, diese sagen jedoch nur bedingt etwas über die “Rückengesundheit” aus. Die fast mühelose Ausführung der genannten Übungen ist für euch also eher ein “Maßstab”, als sichtbare Muskeln. Euer Hund wird mit jeder Woche leichter und besser die gewählten Übungen absolvieren! Viel Spaß!

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