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Übergewicht – und warum es so gefährlich ist

Ist mein Tier zu dick?

Auch bei Tieren ist Übergewicht eine zunehmende “Volkskrankheit”. Immer mehr Tiere leiden an gesundheitsgefährdender Adipositas, also einer übermäßigen Ansammlung von Körperfett. In Europa haben bis zu 40 % aller Haustiere eine behandlungsbedürftige Adipositas!

Von Adipositas spricht man, wenn das Tier mehr als 20% über seinem Idealgewicht liegt. Leider sehe ich in meiner Tierarztpraxis sehr viele Tiere, bei denen das Gewicht zu hoch ist und der Besitzer argumentiert mit “dem Rasse-Idealgewicht”.

Leider gibt es aber auch innerhalb einer Rasse noch diverse Abweichungen. Meine eigene Duck Tolling Retriever Hündin (kastriert, inzwischen 12 Jahre alt) wiegt 14,3 kg. Laut Rassestandard “dürfte” Sie 18 kg wiegen- wenn ich mich danach richten würde, würde sie also knapp 4kg und damit fast 30% mehr wiegen als aktuell. Das wäre ein gesundheitsgefährdendes Gewicht!

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(Bild: Gismo, Old English Bulldog, lag gewichtstechnisch auf diesem Bild im “Rasse-Normalgewicht”. Vorher-Nachher Vergleich folgt weiter unten)

Ich appelliere an Sie: Richten Sie sich nie nach Normwerten für die Rasse, sondern bestimmen Sie den Body Conditioning Score wie weiter unten beschrieben, bestimmen Sie diesen immer individuell für Ihr eigenes Tier!

Ursachen für Übergewicht bei Hunden

Leider ist es wie bei uns Menschen: zu wenig Bewegung im Vergleich zu einer zu hohen Kalorienaufnahme führt zu einer Zunahme an Gewicht. Leider haben viele Besitzer kein Gespür dafür, wie viel Nahrung ein Tier braucht und füttern zu viel. Weitere Snacks zwischendurch und im Vergleich dazu zu wenig Bewegung führen schnell zu einer “Wohlstands-Schicht” auf den Rippen.

Natürlich kann es in Ausnahmefällen auch gesundheitliche Gründe geben, die das Tier schneller zunehmen lassen. Dazu zählen:

  • Kastration (nach der Kastration verringert sich bei fast allen Tieren der Grundumsatz, die Faustregel lautet, dass diese dann ⅓ weniger Futter benötigen als auf der Packung angegeben)
  • Schilddrüsenprobleme (dies kann Ihr Tierarzt mit einem Bluttest prüfen)
  • Alter (Auch im Alter verringert sich der Grundumsatz)
  • Genetisch bedingter, niedrigerer Grundumsatz! Eingie Rassen benötigen per se weniger Futter

Beispiele für “Kalorien-Fallen” sind:

  • Bei Katzen alle Leckerlies, die es zu kaufen gibt!
  • Besonders kalorienreich: “Trockenfleisch-Streifen”
  • Schweineohren
  • fast alle Kauartikel bis auf getrocknete Lunge
  • Stangen zur Zahnreinigung
  • “Erziehungsleckerlies”
  • Käse
  • Leberwurstbrot
  • Reis, Nudeln, Kartoffeln

Woran erkenne ich, ob mein Hund zu dick ist?

Es geht nicht so sehr um die reine Zahl auf der Waage. Auch bei Hunden wurde zur individuellen Bestimmung ein sogenanntes “Body Conditioning Score System” entwickelt (BCS).

Dabei gibt es sowohl für Hunde als auch für Katzen ein 9-stufiges System, in diesem geltendie Stufen 4,5 und 6 als “ideal”.


Dies wird von den meisten Tierbesitzerin als “dünn” empfunden!!!.

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(Bild: Viele Hundebesitzer finden einen Hund in dieser BCS Form von 4-5 “zu dünn”, dabei ist sie ideal!)

Mehr zu diesen BCS Einstufungen finden Sie weiter unten im Artikel.

Warum ist Übergewicht gefährlich für mein Tier?

Wissenschaftlich ist es inzwischen belegt, dass Übergewicht die Lebenserwartung Ihres Tieres um ca. zwei Jahre verkürzt.


Bänder, Sehnen und Gelenke werden permanent überlastet und es kommt schneller, früher und häufiger zu ernsten Arthrosen.

Weitere Krankheiten, die nachweislich häufiger und früher auftreten, wenn Hunde und Katzen übergewichtig sind:

  • Krankheiten der Harnwege und der Blase
  • Diabetes
  • Insulinresistenter Krebs
  • Herzprobleme
  • Bluthochdruck
  • Schilddrüsenunterfunktionen
  • Nierenprobleme
  • Leber- und Bauchspeicheldrüsenprobleme
  • Hautprobleme
  • Verringerte Atemkapazität durch die Fettdepots in Bauch- und Brustraum (Sauerstoffunterversorgung)
  • Erhöhtes Narkoserisiko: Operationen in der Bauchhöhle dauern signifikant länger, verlängerte Aufwachphasen (da die Fettdepots verlängert die Narkosemedikamente speichern)

Sie sehen also “ein bisschen mollig” ist leider eine ernstzunehmende Bedrohung. Die Liebe zu Ihrem Tier sollte Anreiz genug sein, eine Diät für den geliebten Vierbeiner einzuleiten.

Wie kann mein Tier abnehmen?

In meiner Praxis höre ich häufig “ja,wir waren in letzter Zeit weniger spazieren”. Und sicherlich mag das mal 1-2 kg bei einem mittelgroßen Hund ausmachen, wenn man etwas weniger häufig und weit läuft.


Dennoch ist leider in fast allen Fällen einfach zu viel Nahrungsaufnahme das Problem. Lassen Sie zunächst alle Kalorienbomben weg, die wir oben bereits genannt haben.


Und “weg” heißt “weg” und nicht “weniger”!

Schauen Sie auf die Packungsbeilage Ihres Futters und schauen nach dem SOLL Gewicht (lassen Sie sich dieses knallhart und ehrlich vom Tierarzt mitteilen). Sollte Ihr Hund kastriert sein, ziehen Sie erneut 30% von dieser Menge ab.

Bei sehr massiven Fällen von Übergewicht kann ein spezielles Diätfutter vom Tierarzt helfen, damit die Mineralstoff- und Vitaminversorgung nicht zu niedrig ist. Diese Futtersorten enthalten viele “Füllstoffe”, machen ein wenig satter und versorgen Ihren Hund mit allem, was er benötigt.


Lassen Sie die Finger von “Light” Futtern aus dem Handel. Setzen Sie lieber auf eine geeignete Menge eines hochwertigen Futters.

Bewegen Sie den Hund ausreichend! Spaziergänge in zügigem Geh-Tempo oder Freilauf von mind. 3x 30 min pro Tag dürfen nicht unterschritten werden. (Es sei denn, es liegt eine Erkrankung vor, die das vorübergehend nicht zulässt).

Wir geben hier noch einige Tipps, die helfen können, alternative “Snack Verwöhn Ideen” beibehalten zu können, ohne dem Hund dabei massiv Kalorien zuzuführen.

  • Möhren, Gurken als Kausnacks (wenn Ihr Hund erstmal hungrig ist, wird er sie sicherlich lieber mögen als vorher)
  • Mini Würfel aus Rinderlunge für “unterwegs” (Ein Zentimeter Kantenlänge!)
  • Statt Kauartikeln füllen Sie einen “Kong” mit Magerquark und etwas Thunfisch
  • Statt Zahnputz-Sticks zu füttern trainieren Sie das Zähneputzen

Ansonsten hilft nur Konsequenz. Dass Hunde immer Hunger haben ist ein physiologisches Normalverhalten. Lassen Sie sich nicht davon beeinflussen, wann ein Hund Hunger hat. Halten Sie strikte Zeiten ein, an denen es Futter gibt, dazwischen gibt es nichts oder maximal eine Mohrrübe.


Mit einigen Wochen konsequenz wird das “Betteln” weniger.


Bitte machen Sie sich klar,dass es niemals ein gesundes Ziel sein kann, dass ein Hund “satt” ist!

Soll mein Hund langsam abnehmen?

NEIN! Je nach Hundegröße sollte eine Abnahmemenge von 200g (kleinere Rassen) bis 600g oder sogar mehr (sehr schwere Riesenrassen) erfolgen.

Vor allem bei Gelenkerkrankungen und nach Operationen verschlechtert jedes Kilogramm zu viel die Prognose und senkt die Lebenserwartung. Bitte nehmen Sie es also ernst und versuchen Sie nicht “langsam” den Hund abnehmen zu lassen.

Body Condition Score Hund

Hier stellen wir die Übersicht des Body Conditioning Score (BCS) für Hunde dar.


Der Überischtlichkeit halber beschreiben wir die Zahlen 1, 3, 5, 7 und 9

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Score 1: Sehr dünn/kachektisch 20% unter Idealgewicht

  • Rippen, Wirbelsäule und Hüfthöcker deutlich sichtbar und hervorstehen (Achtung, Fell kann täuschen!)
  • Keine Fettschicht tastbar
  • Deutlicher Verlust von Muskelmasse
  • Sehr starke Taille und aufgezogener Bauch

Score 3: Dünn

  • Rippen, Wirbelsäule und Hüfthöcker sichtbar und deutlich spürbar (Fell kann täuschen)
  • Keine Fettschicht tastbar
  • Teilweise verringerte Muskelmasse
  • Deutliche Taille von der Seite und von oben

Score 5: Ideal

  • Rippen, Wirbelsäule und Hüfthöcker sind gut tastbar und ein wenig sichtbar (hintere Rippen, Fell kann täuschen!)
  • Eine deutliche Taille von der Seite und von oben sichtbar (rasseUNabhängig!)
  • Eine minimale Fettschicht an Rippen, Hüfthöcker und Wirbelsäule tastbar

Score 7: Übergewichtig

  • Rippen, Wirbelsäule und Hüfthöcker sind nicht mehr sichtbar und nur mit Druck tastbar
  • Überschüssiges Fett ist auf den Rippen, Wirbelsäule und Hüfthöckern aufgelagert und tastbar
  • Von oben und von der Seite keine Taille mehr sichtbar

Score 9: Stark Übergewichtig

  • Rippen, Wirbelsäule und Hüfthöcker sind nur noch sehr schwer tastbar und von einer dicken Fettschicht überlagert
  • Taille und Bauch sind gewölbt, besonders wenn das Tier sitzt oder liegt
  • Deutliche Fettauflagerungen an Nacken, Brust und hinterer Wirbelsäule sichtbar

Diäterfolg aus der Prayis

Wir zeigen hier den wundervollen Diäterfolg von Gismo, ein 7 Jahre alter, kastrierter Old English Bulldog nach 2 schweren OPs. Sein Frauchen und Herrchen können wahrlich stolz sein, seine Lebensqualität sowie Lebenserwartung haben sich massiv gesteigert. Er kam von einem BCS von 9 auf eine gute 6, fast 5.

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